Piercing Anleitung
Anleitung zum Selberstechen von Piercings:
Immer wieder werde ich als Piercer gefragt: Wie sticht man sich ein Piercing selbst, also, ohne zu einem Piercer gehen zu müssen?
Meine Antwort als gewerblicher Piercingprofi und Fachexperte ist stets die gleiche: „Am besten gar nicht.“
Aber ich will euch dennoch eine kleine Anleitung geben, da es leider genügend „Idioten“ oder einfach Leute gibt, die sich nicht der Gefahr bewusst sind, dass man eigentlich alles falsch machen und sich verletzen kann, wenn man einfach mal zur Nadel greift und drauflossticht.
Denkt aber daran: Bakterien, Viren & Co. kann man nicht sehen. Vieren wie Hepatitis, HIV, viele kleine gemeine Bakterien und andere virale Erkrankungen machen einem das Leben schwer. Ein „Pulverl“ hilft da nicht und lange, wirklich schlimme Therapien sind nötig, um die Symptome einzudämmen, denn los wird man diese Krankheiten meist nie mehr. Daher appelliere ich an eure Vernunft: Lasst es ganz oder geht zum Profi.
Tipps zum Selberpiercen:
- Überlege es dir nochmal sehr gut und komm bitte zum Entschluss, doch zum Piercer zu gehen.
- Wenn das nicht hilft, dann überlege man sich die Körperstelle, die man piercen will.
- Nun sollte man also zur gewünschten Körperstelle das nötige anatomische, stomatologische und histologische medizinische Fachwissen haben. Wem die Begriffe nichts sagen, der sollte wieder zu Punkt 1 gehen.
- Um Punkt 3 fachgemäß abhaken zu können, muss man studieren, viel lesen und das dann auch umsetzen können. Ein Klick auf wikipedia.de hilft hier gar nicht. Da müsste man eine medizinische Vorlesung zu den Themen besuchen oder am WiFi einen Kurs zu diesen Themen besuchen. Andernfalls kann man sich Fachliteratur in medizinischen Buchhandeln kaufen und die dicken Wälzer studieren. (Achtung, die kosten ein Vermögen, genauso wie die Kurse am WiFi) -> eventuell zurück zu Punkt 1?
- Nun denn, wenn man also genau weiß, wo die Adern verlaufen, wo sich die Nerven bündeln, wo Meridiane, Akkupunkturpunkte, wichtige Gefäße und sensorische wie auch motorische Nervenäste sind, dann kann man sich daranmachen, den Punkt anzuzeichnen, den man stechen will.
- So einfach ist es aber nicht. Zuerst muss man die Hände hygienisch waschen und desinfizieren und dann die Hautstelle vorbereiten.
- Bevor man die Haut berührt, muss man Handschuhe anziehen und desinfizieren. Dann den Kunden bzw. sich selbst die Hautstelle desinfizieren – und zwar so, dass eine garantiert keimtötende Wirkung erzielt wird.
- Hat man den Punkt aufgezeichnet, ist nochmals die Prüfung der unter 5. genannten Dinge wichtig, mit speziellem Abtasten, Durchleuchten und medizinischen Hilfsgeräten zum Auffinden dieser Punkte. Muss man ggf. kaufen. Ist man hier nicht 100% sicher, dann -> zurück zu Punkt 1.
- Die zweite chirurgische Handwäsche steht an, anschließend Desinfektion.
Wer sich hier nicht auskennt oder kein Sterilium und entsprechende Seife hat, sollte wieder zu Punkt 1.
- Die Einmalhandschuhe werden angezogen und desinfiziert. Den AQL-Wert prüfen. Dichtheit prüfen.
- Bevor man sterile Utensilien aufdecken kann, sollte man wissen, wie man steril aufdeckt, sonst kontaminiert man das Sterilgut und verseucht es.
- Nun legt man die sterilen Utensilien auf: sterile Handschuhe, sterile Abdecktücher, sterile Tücher, sterile Tupfer, sterile Pflaster, sterile Venenverweilkanülen in der richtigen Dimension, sterilen Schmuck, sterile Verschlüsse, sterile Piercing-Zange (die passende in Form und Art), sterile Klemme und sterile Pinzette, ggf. noch mehr, je nach Piercing. -> Wer das nicht alles hat oder wer es hat, aber nicht steril, der sollte zu Punkt 1.
- Nun ist alles vorbereitet? Alles startklar? Wer sich nicht sicher ist…. Ihr wisst schon…
- Sterile Handschuhe anziehen. Aber wie? Das muss gelehrt sein, denn sonst steht man vor dem Problem „Ich will sterile Handschuhe anziehen, um steril arbeiten zu können, ziehe sie aber falsch an, sodass sie unsteril sind“ und somit war alles umsonst. Also auch hier wieder nachdenken -> 1.?
- Nun kann man komplett steril angezogen die Zangen nehmen, Nadel und an die gewünschte Stelle halten. Zangen darf man nie zu fest, aber auch nicht zu locker halten, sonst gibt es Quetschungen oder man verschiebt die Haut zu stark oder verrutscht beim Stechen.
- Die Nadel muss richtig gehalten werden, der Winkel ist sehr wichtig – sonst wird es zu tief bzw. zu flach oder zu schräg oder zu steil etc. Alle Achsen müssen passen; wie die Hautstelle ist und wie die Zange gehalten wird, muss alles einkalkuliert sein, damit hinterher das Piercing gerade sitzt.
- Natürlich solle man auch noch an die Länge denken, man darf weder zu lange noch zu kurz piercen. Woher aber kennt man die richtige Länge, die man stechen soll? Kurse am WiFi etc… oder gleich zu Punkt 1.
- Also los, man sticht durch, aber Achtung, nicht zu schnell, auch nicht zu soft. Sonst verletzt man unter Umständen zu viel oder kommt nicht durch. (AUA.)
- Nun muss man die Nadel abwerfen, aber wie und wohin. Man muss den Schmuck durchfädeln, aber wie geht das? Wenn man hier Mist baut, war alles umsonst, denn das frisch gepiercte Loch schließt binnen Sekunden. Dann fängt man gleich bei 1.
- Schmuck drin. Fast geschafft, dass Piercing muss nun verschlossen werden. Bei Ringen mit Klemmkugel nicht so leicht. Bei Schraubgewinden muss man ordentlich zuschrauben, sonst verliert man die Kugel und den Schmuck. Dann war wieder alles umsonst -> Punkt 1.?
- Jetzt kann es zu ersten motorischen Schäden gekommen sein. Oft hängt demjenigen, der sich von einem Pfuscher piercen lässt oder sich selbst pierct, nach dem Stich eine Hautstelle herunter, da ein motorischer Nerv durchtrennt wurde. Die Folge: Lähmungserscheinungen; alternativ dazu kann die Sinneswahrnehmung gestört sein oder man blutet stark. All das ist nicht lustig und kann ernste Folgen haben, die in jedem Fall einen Besuch im Spital nach sich ziehen. -> Lohnt sich das Risiko wirklich? Einem gewerblichen Piercer mit Erfahrung passiert das nicht.
- Erledigt, sitzt, passt und ist verschraubt. Nun die Nachversorgung. Wie geht das? Wie soll man das Piercing direkt nach dem Stechen versorgen?
- Abheilanleitung aus dem Internet befolgen, denn die kann man sich ja überall besorgen.
- Die Frage ist, hat sich das gelohnt? Ist das Piercing wirklich gut gestochen, passen alle Winkel, Größen, Dimensionen? Wurde wirklich steril gearbeitet, der passende Schmuck in geeignetem Material eingesetzt und nachversorgt? Die Antwort bekommt man erst ein paar Tage später, wenn entweder alles passt oder der Eiter kommt, Schmerzen auftreten und man sich denkt: Oh Shit, hätte ich doch bei Punkt 17 die Kurve genommen und wäre zu Punkt 1 gegangen, sprich zum „gewerblichen Piercer“.
Viele von euch kommen nämlich nach Punkt 21 zu mir und meinen Kollegen in die Studios, zeigen ihre Werke oder die der Freundin/Freunde, die ja alle „Piercer“ sind und das schon bei anderen „super“ gemacht haben. Eine Nadel in die Haut stecken kann jedes Kind. Dazu braucht man nichts lernen. Aber ein Piercing stechen, das muss wohlgelernt sein.
Auch wenn ihr euch selbst gepierct habt, könnt ihr kommen und meine ehrliche Meinung zum „Werk“ hören; auch bei Problemen helfe ich. Aber von 100 solcher selbstgestochenen Piercings oder privaten Pfuscherpiercings sind 95 Stück wirklich falsch gestochen, so dass man enorme gesundheitliche Schäden bekommt, das Piercing entfernen muss und wochenlang damit zu tun hat, bis es endlich verheilt ist. Als Erinnerung bleiben meist schöne Narben, die einen ein Leben lang an die „geile Aktion“ erinnern.
Fazit:
Ein paar persönliche Gedanken seien mit erlaubt. Sich selbst zu piercen ist für mich ein „no go“; ich selbst würde mich trotz Erfahrung nie selbst piercen. Das ist idiotisch. Man schneidet sich auch nicht selbst die Haare am ganzen Kopf, sondern geht zum Friseur.
Man kann mit einer sterilen Piercing-Nadel viel Schaden anrichten, auch wenn man meint, auf alles wichtige Rücksicht genommen zu haben.
Ich kann wirklich jedem nur dringend abraten, sich selbst zu piercen – und wenn, dann wenigstes mit sterilen Nadeln und Materialien, die man normalerweise nicht hat und nicht bekommt, denn wer sich mit einer Nähnadel oder einem Ohrring die Lippe durchsticht und dies vorher mit einem Feuerzeug oder Alkohol zu sterilisieren glaubt, sei gewarnt. Das ist purer „Selbstmord“, die Aktion ist zum Scheitern verurteilt.
Mag sein, dass einer unter 1.000 Glück hat und nix passiert oder das Piercing sogar toll aussieht. Die Chance auf einen Lottogewinn ist aber größer – also besser erst Lotto spielen und dann mit dem gewonnenen Geld bei einem Profi ein Piercing stechen lassen.
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Prontolind Piercing Pflegeset:
Um den Heilungsprozess optimal zu unterstützen empfehlen wir äussere Piercings in den ersten 3 Wochen zweimal täglich mit ProntoLind-Spray zu reinigen und danach mit ProntoLind-Gel zu bestreichen.
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Marc
und Piercer
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