Piercing beim Arzt?

Piercing und Tattoo beim Arzt?

Was spricht dafür oder dagegen, dass man zum Piercen/Tätowieren oder Permanent Make-up zu einem zugelassenen Arzt geht?

Dafür spricht meist die Überlegung, dass Ärzte wohl hygienischer arbeiten als andere Studios und besser wissen, was genau man beachten sollte – doch das ist ein Trugschluss.

Die Überlegung stimmt nur dann, wenn der durchführende Arzt wirklich einen Lehrgang als Piercer oder Tätowierer oder Pigmentist absolviert hat, denn in einem Studium der Allgemeinmedizin, selbst im Fachstudium z. B. zum Hautarzt/zur Gynäkologie etc. befasst man sich nicht mit den entsprechenden Praktiken.

Also kann ein Arzt wirkliche Ahnung nur über einen Kurs bekommen, zu dem er ein Abschlusszeugnis in den Händen hält. Sonst fehlt wirklich wertvolles Wissen.

– Thema Ärztepfusch-

Also, liebe Eltern, liebe Jugend, wägt das wirklich gut ab, ob ihr zu einem Arzt geht, um ein Piercing stechen zu lassen.

Die häufigsten Fehler und Probleme sind:

  1. Ärzte piercen mitunter oft Minderjährige (unter 14 Jahren), was auch als Arzt nicht rechtlich gedeckt ist, da ein Piercing kein medizinischer Eingriff ist. Also gilt, Ärzte unterliegen bei diesen Tätigkeiten genauso den Vorgaben des BGBI.
  2. Ärzte piercen oft Mündigminderjährige (ab 14 bis 18 Jahren) ohne die Einwilligung der Eltern. Auch das ist strafbar, da, wie gesagt, keiner der Eingriffe ein medizinischer Eingriff ist, den ein Arzt ohne die Einwilligung der Eltern durchführen darf. (Dies gilt nur bei medizinisch notwendigen Eingriffen)
  3. Die ganz schwarzen Schafe piercen sehr billig, da sie vorher die E-Card durchziehen und so einen Teil die Krankenkasse bezahlt – auch das ist nicht rechtlich haltbar.
  4. Oft wird der Kunde gebeten, den Schmuck selbst mitzubringen. Das ist das Allerschlimmste, denn dann weiß der Arzt nicht, ob das Material Titan oder Chirurgenstahl 316L ist (laut EU-Nickelverordnung ist nur Titan erlaubt). Hinzu kommt, dass dann der Schmuck zu 90% unsteril eingesetzt wird und nicht vorher sterilisiert wurde. Zu guter Letzt kann man davon ausgehen, dass die Länge des Piercings nicht passt, denn die „medizinischen“, zum Ersteinsatz geeigneten Piercings findet man nicht wirklich im Verkauf, da diese nur zum Piercen gedacht sind.
  5. Ärzte haben nicht das Wissen darüber, welchen Schmuck (Länge/Dimension/Material/Kugelstärke) man als Ersteinsatz verwenden muss – zumal, wenn der Kunde den Schmuck selbst bringt. Aber auch, wenn der Arzt den Schmuck zur Verfügung stellt, muss dieser sterilisiert worden sein und auch passen.
  6. Ärzte verfügen meist nicht über die beim Piercing benötigten Instrumente, da diese im medizinischen Alltag keine Verwendung finden. Daher wird leider oft mit unpassenden Hilfsmitteln gepierct oder auch ganz ohne Zangen und auf gut Glück.
  7. Ärzte kennen die passende Länge des Stichkanals nicht, so dass die Piercings entweder zu lang oder zu kurz werden, was bei der Abheilung und später bei der Schmuckwahl ein Problem ist. Auch verfügen sie meist nicht über sterile Schieblehren zum Ausmessen.
  8. Ärzte betäuben gern, wenn der Kunde das will oder wenn sie zu wenig Routine beim Stechen haben. Der Grund ist: Man kann dann (unbemerkt vom Kunden) nochmal korrigieren, die Nadel zurückziehen und neu stechen, wenn man schief oder zu kurz bzw. zu lang gestochen hat. In dem Fall blutet es jedoch, was bei einem Profipiercer eigentlich nie der Fall ist. Auch führt die Betäubung der Stelle mittels Spritzen dazu, dass das betroffene Gewebe anschwillt und somit nach Abschwellung der Wundkanal schief sein kann bzw. einfach unpassend ist. -> Die Gefahr einer Lokalanästhesie rechtfertigen nie den Zweck des Piercings; deshalb sollte man keine Hautstelle betäuben, um sie dann zu piercen.
  9. Ärzte verschreiben meist gleich starke Medikamente nach dem Piercen, was völlig unnötig ist, z. B. starke Antibiotika als Salben oder Kortison, damit der vermeidbare „Pfusch“ noch irgendwie abheilt. Das ist bei einem perfekten Piercing vom Profi überflüssig.
  10. Ärzte sind oft berufsbedingt zu locker mit der Hygiene. Klingt komisch, ist aber einfach erklärt: Wenn man beim Arzt ist, bekommt man oft eine Impfung – und siehe da, der Arzt desinfiziert und spritzt alles ohne Handschuhe. Er darf das, ist ja ein Arzt. Beim Piercen dasselbe, hier fehlen meist sterile Zangen, steriler Schmuck und die sterilen Abdecktücher. Auch sterile Handschuhe werden kaum verwendet. Vorbereiten und Desinfizieren, Anzeichnen – alles ohne Handschuhe, das ist nicht gerade sinnvoll. Kunden haben mir berichtet, es gebe Ärzte, die sogar dabei geraucht und zwei Mädels mit der gleichen Nadel nacheinander gestochen haben, alles ohne Handschuhe; der Schmuck, den sie dabei hatten, kam danach hinein (Stahl und viel zu kurz, siehe Foto). Dies und wie entzündet es war, ist außer Frage.
  11. Ärzten passiert beim „Pfusch“ nicht viel, denn Mediziner dürfen viel und haben gute Versicherungen. Wer einmal einen Arzt klagen wollte, merkt schnell – no chance – daher ist man locker mit dem Patienten. Ein Fehler führt kaum zu Konsequenzen. Die Piercer hingegen müssen vor Gericht alles beweisen und zweifelsfrei nachweisen, dass sie alles Erdenkliche richtiggemacht und dokumentiert haben.
  12. Bei Komplikationen und Problemen in der Abheilung kennen sich Ärzte meist gar nicht aus, da sie es nie in der Praxis gelernt haben. Schade, aber da hat mancher Piercer eine bessere Lösung und Fachwissen dazu, welches Medikament wirklich hilft.

Natürlich ist nicht jeder gewerbliche Piercer ein Heiliger oder hat mehr Wissen als ein Arzt; auch gibt es Ärzte, die sich ausführlich mit dem Thema befasst und Kurse besucht haben und somit gute Piercer sind – nur habe ich in meiner Praxis noch keinen kennengelernt.

Leider ist es mein Alltag, festzustellen, dass die jetzt bekannten Ärzte, die hier zurzeit als Piercer tätig sind, alles andere als fachmännisch arbeiten, wodurch die Kunden im Laufe der Abheilung quasi mit fast 100%iger Wahrscheinlichkeit ein Problem bekommen oder, wenn diese doch gut verläuft, feststellen, dass der eigentlich gewünschte und vorgesehene Schmuck nicht in das „verstochene“ Piercing passt.

FAZIT:
Ärzte sind nach ihrem Studium keine Piercer und Piercer keine Ärzte; beides will gelernt und studiert sein, so kann ein Arzt ein Piercer werden und ein Piercer Medizin studieren, aber man kann nicht per „Learning by doing“ zum Piercer werden. Das ist, denke ich, logisch, zumindest jetzt.

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Um den Heilungsprozess optimal zu unterstützen empfehlen wir äussere Piercings in den ersten 3 Wochen zweimal täglich mit ProntoLind-Spray zu reinigen und danach mit ProntoLind-Gel zu bestreichen.

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Marc

Piercing-Wiki Autor
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